
Gestaltung (vor)beruflicher Maßnahmen für junge Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) in der Caritas-Don Bosco gGmbH
"Diese Kinder sind Edelsteine, die auf der Straße liegen.
Sie müssen nur aufgehoben werden, und schon leuchten sie."
Don Bosco
Die Berufsbildungswerke in Deutschland verstehen sich als Partner der Agenturen für Arbeit und Chancengeber für junge Menschen mit besonderem Förderbedarf.
Die Caritas – Don Bosco gGmbH ist, unter anderem, seit Jahren in der beruflichen Förderung von jungen Menschen mit Autismus tätig. Unser Bestreben ist eine ständige Verbesserung unserer Arbeit und damit auch eine Steigerung der beruflichen Möglichkeiten und Chancen für Menschen mit Autismus.
Dieses Konzept und die, durch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke in Deutschland und autismus Deutschland e.V. erfolgreich durchgeführte Zertifizierung als für Menschen mit Autismus förderliches Berufsbildungswerk, verkörpert nur einen Meilenstein auf dem Weg der ständigen Verbesserung. Das vorliegende Curriculum ist fester Bestandteil des bestehenden Qualitätsmanagementsystems und unterliegt somit der fortlaufenden Betrachtung und der kontinuierlichen Weiterentwicklung.
Unser Ziel ist, neben einer fundierten Berufsfindung und einer qualifizierenden und anerkannten Ausbildung, die nachhaltige Teilhabe am Arbeitsleben und die gesellschaftliche Inklusion unserer Absolvent:innen.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle all den Mitarbeiter:innen die an der Erstellung dieses Konzeptes mitgearbeitet haben, sich stetig fort- und weiterbilden und vor allem denjenigen, die diese Konzeption in der Praxis beherzt umsetzen und modifizieren werden.
Nach unserer Ansicht und beseelt durch unser Vorbild Johannes Bosco hat jeder junge Mensch das Recht auf eine ihm angemessene und individualisierte Förderung. Dieses Recht junger Menschen, in diesem Fall junger Menschen mit Autismus, ist uns Verpflichtung.
Würzburg, 28. März 2022
Andreas Halbig
Geschäftsführender Direktor
Caritas-Don Bosco gGmbH
"Autismus ist keine Krankheit, keine Störung oder gar beklagenswerte Beeinträchtigung, sondern nur eine besondere, ungewöhnliche, eigentümliche Ausprägung des Menschseins."
Barry M. Prizant
Maßnahmegestaltung für Teilnehmer:innen mit ASS
Nach den Diagnosekriterien der WHO, der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) wird Autismus als „neurologische Entwicklungsstörung“ verstanden, der komplexe Veränderungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen, insbesondere im Bereich der Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung.
Die Auswirkungen dieser Veränderungen führen zu individuell sehr unterschiedlich ausgeprägten Besonderheiten. So stehen Menschen mit ASS sehr häufig vor Barrieren in der sozialen Interaktion und Kommunikation und im sozialen Verständnis. Sie verfügen oft über ungewöhnliche Denk- und Problemlösungsmuster, über intensive und oft sehr spezielle Interessen und haben ein Bedürfnis nach Beständigkeit.
Im Rahmen unserer (vor-) beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen werden die individuellen Auswirkungen der Besonderheiten junger Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung berücksichtigt, um sie beim Erwerb erfolgreicher Maßnahme- und anerkannter Ausbildungsabschlüsse sowie bei nachhaltiger Integration und Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft zu unterstützen.
Die Durchführung unserer (vor-) beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen ist im Rahmenvertrag und in den Kernleistungsbeschreibungen der Berufsbildungswerke sowie in unserem Qualitäts- und Leistungshandbuch geregelt. Die Caritas Don Bosco gGmbH ist außerdem nach der DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert und nach §5 Absatz 1 Satz 3 AZAV als Träger zugelassen.
Junge Menschen mit ASS benötigen bei der beruflichen Qualifizierung ergänzend jedoch besondere autismusspezifische Unterstützungsangebote und Ergänzungen im Rahmen ihrer individuellen Reha-Planung.
Diese werden in der Caritas-Don Bosco gGmbH umgesetzt durch unsere Mitarbeiter:innen des Case-Managements, des sozialpädagogischen Fachdienstes, des Lernortes Ausbildung sowie des Lernortes Wohnen.
Professionen in der Arbeit mit jungen Menschen mit ASS
Ergänzend zu den in den Kernleistungsbeschreibungen beschriebenen Qualifikationen sind die Mitarbeiter:innen entsprechend der Zielgruppenausrichtung „Autismus“ qualifiziert. Die Mitarbeiter:innen der Lernorte Ausbildung und Wohnen, sowie Case Manager:innen und die Fachdienste verfügen mindestens über eine Basisschulung zum Thema „Autismus“; darüber hinaus haben spezialisierte Case Manager:innen der Berufsvorbereitung eine zertifizierte autismusspezifische Weiterbildungen absolviert.
Die fachdienstliche Begleitung unserer Teilnehmer:innen mit ASS wird in der Caritas-Don Bosco gGmbH durch speziell geschulte Mitarbeiter:innen der Fachdienste ergänzt. Die Mitarbeiter:innen des Fachteams Autismus stehen den Teilnehmer:innen mit ASS als kontinuierliche Ansprechpartner:innen zur Verfügung (Mentorensystem) und sind ergänzendes Mitglied der Reha-Teams.
Darüber hinaus gibt es noch freiwillige Mentor:innen; dies sind Mitarbeiter:innen aus den Lernorten, die sich – neben ihrer sonstigen Tätigkeit – als persönliche Assisstent:innen für unsere jungen Menschen mit Autismus zur Verfügung stellen.
Im Sinne des Prinzips der Assistenz der Pädagogik Don Boscos begleiten diese Mitarbeiter:innen die jungen Menschen mit Autismus über die gesamte Qualifizierungsmaßnahme in der Caritas-Don Bosco gGmbH als konstante Bezugspersonen.
Gemeinsam mit den Reha-Teams sollen sie helfen, Rahmenbedingungen, Umwelteinflüsse und Situationen zu erkennen, die für „ihre“ jungen Menschen mit ASS problematisch werden können / sind. Diese können dann individuell autismusspezifisch angepasst und / oder bearbeitet werden.
Besonderes Augenmerk wird auf notwendige Übergänge in den beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen und den Wohnformen gelegt. Diese werden durch die Mitarbeiter:innen des Fachteams begleitet. Darüber hinaus findet bedarfsbezogenes Coaching der Mitarbeiter:innen in der Caritas-Don Bosco gGmbH, in den (Regel-) Berufsschulen sowie in Kooperationsbetrieben oder bei anderen externen Kooperationspartnern durch den Fachreferenten statt.
Allen Mitarbeiter:innen der Caritas-Don Bosco gGmbH steht die Teilnahme am „Arbeitskreis Autismus“ offen.
Der Arbeitskreis wird 6-8 mal jährlich vom Fachreferenten terminiert und begleitet. Er dient unter anderem auch der kollegialen Beratung (Intervision) bei autismusspezifischen Fragen und wird vom psychologischen Dienst unterstützt.
Alle Angebote und weitere Aktivitäten zum Thema „Autismus“ werden vom „Fachreferenten Autismus“ zentral organisiert und koordiniert. Dieser hat den Intensiv-Weiterbildung-Autismus-Zertifikatskurs IWAZ von autismus Deutschland e.V. absolviert und ist in der Caritas-Don Bosco gGmbH ausschließlich als Fachreferent tätig.
Im Rahmen der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) verfügen – entsprechend der Zielgruppenausrichtung – 2 Case Manager:innen über eine zertifizierte autismusspezifischen Weiterbildung. Sie sind verantwortlich für die Steuerung der Reha-Prozesse autistischer Teilnehmer:innen, mit dem Ziel behinderungsspezifische Förder- und Unterstützungsbedarfe im Hinblick auf berufliche Qualifizierung frühzeitig zu erkennen und notwendige Hilfen / Hilfsmittel zur Bewältigung arbeitsmarktbezogener Anforderungen im Rahmen der Reha-Planung zu erproben, den Umgang hiermit zu trainieren und die nötigen Hilfen / Hilfsmittel fest zu implementieren. Die Mitarbeier:innen des Fachteams ASS unterstützen die Fachkräfte der Lernorte bei der individuellen teilnehmendenbezogenen Implementierung autismusspezifischer Hilfsmittel und Hilfen.
Aufnahmeverfahren bei Teilnehmer:innen mit ASS
Wird eine Teilnehmer:in mit Autismus-Spektrum-Störung angemeldet, wird der Fachreferent im Haus informiert.
Der/dem künftigen Teilnehmer:in mit ASS wird ein autismusspezifischer Anamnesebogen zugesandt, welcher neben den weiteren Anmeldeunterlagen die Grundlage für das Vorbereitungsgespräch zur Aufnahme darstellt.
Die im Vorbereitungsgespräch gewonnen Informationen werden im Rahmen der individuellen Reha-Planung insbesondere genutzt zur
- Zuteilung zu Mitarbeiter:innen des Fachteams ASS,
- notwendigen Anpassung des Arbeitsplatzes,
- optimalen Gestaltung des Wohnplatzes (Wohnplatz-Matching in differenzierten Wohnformen)
- Dokumentation bekannter Kriseninterventionsstrategien.
Die jungen Menschen mit ASS sowie ihre Begleitpersonen können sich im Rahmen von Informationsgesprächen und / oder dem Vorbereitungsgespräch vom Fachreferenten über die autismusspezifische Förderung im Rahmen der beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen der Caritas-Don Bosco gGmbH individuell informieren.
Spezifische Förderangebote in BvB und Ausbildungsmaßnahmen
Zur bedarfsgerechten Förderung der jungen Menschen mit ASS existiert ein eng mit den Reha-Teams kooperierendes Fachteam sowie das Mentorensystem, welches die kontinuierliche Begleitung der Teilnehmer:innen mit ASS von einem festen Mitglied des Fachteams über den kompletten Maßnahmezeitraum sicherstellen soll.
Da gerade Veränderungen für die jungen Menschen mit ASS oft eine besondere Herausforderung darstellen, wird auf die frühzeitige Vorbereitung und umfassende Begleitung von Übergängen ein besonderes Augenmerk gelegt.
Das Fachteam ASS sorgt bei Übergängen für Kontinuität und bereitet den jungen Menschen auf Veränderungen im Maßnahmeverlauf vor.
Eine individuelle 1:1-Begleitung kann bei Bedarf für einen begrenzten Zeitraum ermöglicht werden um beispielsweise persönliche Mobilität zu trainieren oder die Übergänge in externe Phasen umfassend zu begleiten.
Zur Basis-Förderung von sozialen Kompetenzen bietet die Caritas-Don Bosco gGmbH das Züricher Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen (KOMPASS / KOMPASS-F) an. Dies wird von den Mitarbeiter:innen des Fachteams ASS durchgeführt.
Darüber hinaus wird ein speziell auf die Besonderheiten von Menschen mit ASS abgestimmtes Soziales Kompetenztraining mit Schwerpunkt Autismus & Beruf angeboten; dies soll den jungen Menschen ermöglichen, die notwendigen Soft-Skills für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung praxisnah zu erlernen.
Alle Inhalte der sozialen Kompetenztrainings können im Bedarfsfall auch im 1:1-Setting durchgeführt werden.
Zusätzlich kooperieren wir im Bedarfsfall mit dem Autismus Kompetenzzentrum Unterfranken sowie dem Heilpädagogisch-therapeutischen Zentrum (HTZ).
Eine kleinschrittige Strukturierung von Arbeitsaufträgen auch unter Zuhilfenahme visueller Hilfen und weiterer individueller Methoden und Medien zur Vermittlung von Lerninhalten kann bedarfsgerecht erfolgen. So wird den Besonderheiten in der Informationsverarbeitung unserer Teilnehmer:innen mit ASS Rechnung getragen und ihnen ein weitgehend selbstständiges Arbeiten ermöglicht.
Zur Orientierung im BBW besteht ein Leitsystem, um den Teilnehmer:innen mit ASS größtmögliche Autonomie zu ermöglichen.
Außerdem stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit ASS unterschiedliche autismusspezifische Hilfsmittel zur Ausleihe zur Verfügung (z.B. Reizabschirmung / Kommunikationshilfen etc.).
Im Sinne des Empowerments unserer Teilnehmer:innen mit ASS wird der Hilfen-Katalog stetig ergänzt und weiterentwickelt.
Die Implementierung besonderer Hilfen am Arbeitsplatz folgt einem standardisierten Prozess; die Reha-Teams werden im Bedarfsfall von den Mitarbeiter:innen des Fachteams ASS beraten.
Eine mit den Teilnehmer:innen auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Gestaltung des Arbeitsplatzes wird selbstverständlich ermöglicht.
Um bei Overload-Zuständen schnell reagieren zu können steht den jungen Menschen mit ASS an beiden Standorten der Caritas-Don Bosco gGmbH ein reizarmer Rückzugsraum zur Verfügung, welcher auch für individuell vereinbarte Auszeiten genutzt werden kann.
In den Pausenzeiten stehen den Teilnehmer:innen im Sinne der pädagogischen Assistenz Don Boscos und zur Mobbing– und Gewaltprävention stets Mitarbeiter:innen des sozialpädagogischen Fachdienstes als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Auf dem Gelände verteilt gibt es diverse ruhige Aufenthaltsbereiche, an denen die jungen Menschen ihre Pausenzeiten verbringen können.
Individuelle Auszeiten können bei Überlastungszuständen auch während der Arbeitszeit vereinbart werden und in Kooperation mit dem Gesundheitszentrum unter Einbezug der Rückzugsmöglichkeiten umgesetzt werden.
An beiden Standorten gibt es im Rahmen der Mittagsverpflegung Auswahlmenüs in den Speiseräumen und ergänzend / alternativ die Möglichkeit, sich in der Bäckerei, der Cafeteria oder dem Laden der Caritas-Don Bosco gGmbH zu verpflegen.
Des Weiteren durchlaufen alle Teilnehmer:innen im ersten Ausbildungsjahr ein Sozialtraining zur Mobbingprävention und zur Vorstellung der Schutzbeauftragten der Einrichtung.
Etwaig notwendige Nachteilsausgleiche in Prüfungen werden durch die Mitarbeiter:innes des Case-Managements individuell geprüft und bei Bedarf in Zusammenarbeit mit dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst der Don-Bosco-Berufsschule umgesetzt.
Spezifische Hilfen im Rahmen von externen Phasen
Vorbereitung
Besonderes Augenmerk wird auf eine umfängliche und den individuellen Bedarfen unserer Teilnehmer:innen mit ASS angepasste und mit diesen abgestimmte Begleitung von Übergängen in und aus externen Phasen zurück in die Einrichtung gelegt.
Dies beginnt mit einer zeitlich auf die Teilnehmer:innen angepassten Vorausplanung, um genug Raum zu geben, sich auf den bevorstehenden Übergang einzustellen.
Schon in der Bewerbungsphase werden die Teilnehmer:innen durch geschultes Fachpersonal begleitet und in Bewerbungstrainings gezielt auf die Anforderungen vorbereitet.
Bei der Auswahl eines geeigneten Praktikumsbetriebes unterstützen die Mitarbeiter:innen der Caritas-Don Bosco gGmbH die Teilnehmer:innen um ein passgenaues Betriebs-Matching sicherzustellen.
Ein begleitetes Vorstellungsgespräch kann bei Bedarf individuell ermöglicht werden.
Weiterhin werden insbesondere unsere Teilnehmer:innen mit ASS schon im Vorfeld über die Strukturen und Regeln des Betriebes informiert und etwaig notwendige Besonderheiten (z.B. in der Arbeitsplatzgestaltung oder bei Pausenzeiten) gemeinsam mit Teilnehmer:innen herausgearbeitet. Die Selbstbestimmung der jungen Menschen sowie die Anerkennung der Menschen mit Autismus als Experten für ihre individuellen Bedarfe haben hierbei hohe Priorität.
Die Kooperationsbetriebe werden bei Bedarf und mit Zustimmung der Teilnehmerin oder des Teilnehmers im Voraus durch die zuständigen Mitarbeiter:innen auf die individuellen Besonderheiten bei ASS und insbesondere auf die speziellen Bedarfe der jeweiligen Teilnehmer:innen vorbereitet. Individuelle Vereinbarungen können im Praktikumsvertrag festgehalten werden. Des Weiteren wurde in der Caritas-Don-Bosco gGmbH ein Flyer für Betriebe entwickelt, welcher niederschwellig über dies Besonderheiten von Menschen mit Autismus aufklärt.
Über den kompletten Zeitraum der externen Phase steht den Teilnehmer:innen wie auch dem Betrieb ein/e feste/r Ansprechpartner:in des BBW zur Verfügung um bei Fragen zum Thema Autismus oder Unklarheiten schnell reagieren zu können.
Vor Beginn von betrieblichen Praktika oder VAmB / TINA besteht die Möglichkeit, ein Mobilitätstraining mit den Teilnehmer:innen zu absolvieren um eine sichere Orientierung und beispielsweise die Nutzung des ÖPNV zu fördern.
Begleitung
Die Begleitung unserer Teilnehmer:innen mit ASS ist während der externen Phasen durch regelmäßige Besuche im Betrieb gewährleistet.
Individuelle Hilfsmittel zur Arbeitsplatzgestaltung werden den Teilnehmer:innen auch während der externen Phasen von der Caritas-Don Bosco gGmbH zur Verfügung gestellt und die Kooperationsbetriebe über die sachgemäße Verwendung informiert.
Nachbereitung
Bei längeren externen Phasen (beispielsweise VamB / TINA) muss auch die Rückführung ins BBW frühzeitig vorbereitet werden, damit sich die Teilnehmer*innen auf diesen Übergang ebenso vorbereiten können.
Spezifische Förderangebote im Wohnen
Die Caritas-Don Bosco gGmbH verfügt über ein differenziertes Wohnkonzept, welches neben der Unterbringung im Rahmen der beruflichen Rehabilitation auch heilpädagogische stationäre Unterbringungsformen gemäß SGB VIII beinhaltet.
Im Bereich der stationären Jugendhilfe hält die Caritas-Don Bosco gGmbH
- heilpädagogische Wohngruppen
- heilpädagogische Wohngemeinschaften
- dezentrale Wohngruppen im Stadt(rand)gebiet
- betreutes Außenwohnen im Stadt(rand)gebiet
vor.
Im Bereich der beruflichen Rehabilitation verfügt das Berufsbildungswerk über
- Basiswohngruppen
- innenbetreutes Appartementwohnen
- betreutes Außenwohnen
an den Standorten Würzburg und Gadheim.
Die differenzierten Unterbringungsmöglichkeiten sollen die Selbständigkeitsentwicklung der jungen Menschen mit ASS fördern, da die Wohnform den individuellen Bedarfen und Fähigkeiten angepasst werden kann.
In allen Wohnformen sind standardmäßig Doppel- und Einzelzimmer, teils mit eigenem Sanitär- und Küchenbereich, vorhanden.
Die Strukturierungshilfen und der Unterstützungsumfang durch die Mitarbeiter:innen sind – abhängig von der Wohnform – unterschiedlich ausgeprägt. Selbstverständlich stehen die tagsüber vorgehaltenen Hilfen und Unterstützungsangebote auch im Freizeitbereich zur Verfügung.
Tägliche Routinen der jungen Menschen mit ASS können individuell auch im Wohn- und Freizeitbereich berücksichtig und die notwendigen Anpassungen der Abläufe ermöglicht werden.
Integration und Nachbetreuung
Aufgabe des Fachteams Integration ist insbesondere die Begleitung der Teilnehmer:innen zum Ende der Maßnahme, mit dem Ziel der nachhaltigen beruflichen Teilhabe auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Auch das Fachteam Integration ist autismusspezifisch geschult, um die Absolvent:innen mit ASS beim Übergang in die Arbeitswelt individuell und bedarfsgerecht unterstützen.
Ebenso werden vom Fachteam Integration in Kooperation mit dem Fachreferenten Informationen und Beratung zu allen autismusspezifischen Themen für Betriebe vorgehalten.
Individuelle Netzwerkkarten erleichtern die Orientierung in der Zeit nach der Maßnahme im Berufsbildungswerk.
Evaluation
Im Rahmen einer jährlichen Zufriedenheitsbefragung zu autismusspezifischen Hilfen wird unter Einbezug der Teilnehmer:innen mit ASS die Konzeption stetig aktualisiert um den individuellen Bedarfen von jungen Menschen mit ASS gerecht zu werden.
Zur Sicherung der Ergebnisqualität werden die Übergangsquoten der Teilnehmer:innen mit ASS in den allgemeinen Arbeitsmarkt gesondert erhoben und den Übergangsquoten sämtlicher anderer Teilnehmergruppen gegenübergestellt.
So wird die Zielsetzung, die Vermittlungsquote von Absolvent:innen mit ASS auf demselben Niveau zu halten, wie die Vermittlungsquote von Absolvent:innen mit anderen Störungsbildern, erreicht.
Ebenso werden sämtliche Übergänge (BvB / Ausbildung / externe Phasen / allgemeiner Arbeitsmarkt) erfasst.
Die Abbruchquoten von Teilnehmer:innen mit ASS werden unter Angabe der individuellen Abbruchgründe erfasst.
Kooperationspartner:innen in unserer Arbeit mit jungen Menschen mit ASS
Eine erfolgreiche berufliche Qualifizierung sowie die nachhaltige Integration und das Ermöglichen von Teilhabe in Arbeit und Gesellschaft von jungen Menschen mit ASS macht eine enge Vernetzung der (regionalen) Akteure notwendig.
Eine besondere Bedeutung hat hier die Kooperation mit den Eltern, als „Spezialist:innen für ihr Kind“ und in der Arbeit der Caritas-Don Bosco gGmbH fest verankert:
- Teilnahme an Informations- und Vorbereitungsgesprächen
- Begleitung ihres Kindes zum ersten Maßnahmetag – Infoveranstaltung für Eltern
- jährlicher Elternsprechtag
- Fortbildungsveranstaltungen für Eltern
- Einladung zu Elterngesprächen
- Case-Manager:innen als kontinuierliche Ansprechpartner:innen zum Maßnahmeverlauf
- telefonische oder persönliche Kontaktaufnahme möglich – auch in den Lernorten oder zu den Fachdiensten
Auch mit den Institutionen / Fachleuten, welche bisher für die Förderung der jungen Menschen mit ASS zuständig waren (z.B. Fachärzt:innen, Autismus-Therapiezentren, Psychotherapeut:innen, Kliniken...) wird im Bedarfsfall persönlich Kontakt aufgenommen, um an bestehende Förderung anknüpfen zu können.
Für die Maßnahmezeit der jungen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung arbeitet die Caritas-Don Bosco gGmbH zur optimalen fachärztlichen Versorgung mit einer niedergelassenen Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen, die 2-mal wöchentlich Hausbesuche in der Einrichtung durchführt.
Darüber hinaus ist die Caritas-Don Bosco gGmbH Trägermitglied des Autismus Kompetenzzentrums Unterfranken e.V. (AKU).
Die Mitarbeiterinnen des AKU führen im Bedarfsfall individuelle Beratungen für Teilnehmer:innen mit ASS und auch für Mitarbeiter:innen durch.
"Wenn ich mit den Fingern schnippen könnte und nicht mehr autistisch wäre, ich würde es nicht tun. Autismus ist Teil dessen, was ich bin."
Temple Grandin